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Beschützer der beruflichen und familiären Neuanfänge – Eine Nachklang zum Josefstag 2024

Eine Umfrage des Jobportals „Stepstone“ von Sommer 2018 unter Fach- und Führungskräften hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Interviewten mindestens einmal in ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn für den Job den Wohnort gewechselt haben.

Sicherlich haben Corona und die erweiterten Möglichkeiten des Homeoffice diese Quote reduziert, ebenso dürfte bei den über 45jährigen die Bereitschaft für einen Neuanfang auch weiterhin eher gering sein[1]. Dennoch lastet gerade auf jungen Familien weiterhin ein großer Flexibilitätsdruck, sobald sich die Fragen der beruflichen Weiterentwicklung der Eltern und die der optimalen Schulbildung für die Kinder stellen.

Konfliktreiches Abwägen

Immer ist hierbei die jeweilige Entscheidung das Ergebnis eines langen und nicht selten auch konfliktreichen Abwägens sowie wachsenden Drucks. Und stets geht es um durchkreuzte Lebenspläne, nicht erfüllte Hoffnungen und die Unsicherheit einer vielleicht zu rosig ausgemalten Zukunft. „Was wird sein, wenn wir mit unserer Einschätzung danebengelegen haben?“ Für mich zählt der heilige Josef mit Maria und Jesus zu den Menschen, die diese Situation durchstehen müssen. Zu den grundlegenden Erfahrungen dieser Familie gehören mehrfach durchkreuzte Lebenspläne und das Drama der Flucht politisch Verfolgter. Nun ist ein Neuanfang fällig (vgl. Mt 2,19). Josef wird im Traum geboten, aus Ägypten nach Israel zurückzukehren. Interessant ist, wie Josef mit diesem Traum umgeht: Er folgt zum einen Gottes Willen, überlegt aber andrerseits, wo in Israel er und seine Familie eine langfristige Zukunft finden können. Das Herrschaftsgebiet des Archelaus, eines der Söhne des Kindermörders Herodes, kommt hierfür nicht Frage. Josef entscheidet sich zusammen mit Maria für Nazaret und damit für das als „hinterwäldlerisch“ geltende Galiläa.

Mut zu einer besseren Zukunft

In gewisser Weise kann hier die junge Familie noch einmal von vorne anfangen. Die Wahl von Nazaret bietet nach den dramatischen Erfahrungen der Jahre zuvor den Rahmen für eine ebenso ruhige wie unspektakuläre Entwicklung. Aus dieser Zeit in Nazaret ist kein einziges Wort überliefert – und auch von Josef schweigen die Evangelien fortan. Josef wählte das ländliche Galiläa, von dem, wie es heißt, niemand etwas Besonderes erwartete, damit Jesus heranwachsen konnte. Zu so einem Neuanfang gehört aber trotzdem Mut; Mut, mit der Ablehnung, die einem als Fremder entgegengebracht werden kann, zurechtzukommen; Mut, sich nicht von den zahlreichen Schwierigkeiten, die auftreten, entmutigen zu lassen. Und weil er selbst diesen Mut im Vertrauen auf Gott erwiesen hat, ist Josef für alle, die Ermutigung in derartigen Situationen brauchen, ein guter Fürsprecher.

Königsdisziplin Familie

Der skizzierte Aspekt der wenigen biblischen Mitteilungen zur Person des Heiligen Josef klingt wenig sensationell. Nur diejenigen, die mit ihrer Familie oder als Paar einen oder mehrere Ortswechsel zu stemmen hatten und in diesem Kontext ebenso schwere wie schwerwiegende Entscheidungen zu treffen hatten, werden das Verhalten Josefs zu würden wissen. Denn es gehört zu den Königsdisziplinen im Laufe des eigenen Lebensweges, anderen Menschen den Raum zu geben, damit diese wachsen, reifen und auf eigenen Beinen stehen können.

Auch im Namen des Heiligen Josef ein dickes Dankeschön an alle, die das versuchen!

Stefan-Bernhard Eirich, Bundespräses der KAB Deutschlands

 

[1]https://www.berufe-studie.de/jung-vs-alt.html (Umfrage HDI, 2019)