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Lieferkette Glaubensgemeinschaft – Nachklang zum 24. Sonntag im Jahreskreis (A)

Lieferkette Glaubensgemeinschaft Nachklang zum 24. Sonntag im Jahreskreis (A)

Wenn es ans Eingemachte und damit um die Zukunftsfähigkeit des christlichen Glaubens geht, ist auch der Völkerapostel Paulus in seinem ansonsten schwer verständlichen Brief an die ersten Christinnen und Christen in Rom klar und eindeutig: Christentum gibt es nur in Gemeinschaft. „Keiner lebt für sich selber und keiner stirbt für sich selber.“ Leben und Sterben geschehen in Christus. Christus aber ist Mitte und Ziel der Gemeinschaft derer, die sich in ihrem Leben an seinem Wort und Beispiel orientieren.

Diese Gemeinschaft lebt nach – rein äußerlich betrachtet – sehr eigenartigen Grundsätzen. Hier geben nicht die den Ton an, die sich gut durchsetzen und präsentieren können, sondern ganz andere: Menschen, die auf unterschiedlichste Hilfe angewiesen sind; Menschen ohne Einfluss und Ansehen; Menschen, die gerne übersehen werden. Von Anfang an ist hier der Rand die Mitte. Paulus wird nicht müde, in seinen Briefen eine besondere Sensibilität für diese Menschen einzufordern und macht konkrete Vorschläge für ein an ihnen orientiertes Zusammenleben. Die Glaubwürdigkeit einer Gemeinschaft entscheidet sich nun einmal am Umgang derselben mit ihren schwächsten Gliedern. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für heutige Formen kirchlichen Zusammenlebens, sondern auch und vor allem für eine christliche Positionierung zu brandaktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen.

 

Es ist nicht egal, wenn Menschen in Randlage geraten

„Ich lebe nicht für mich selber“: deshalb ist es mir alles andere als egal, wenn immer mehr Menschen durch die hohe Inflation und steigenden Zinsen zusehends in eine gesellschaftliche Schief- und damit Randlage geraten. Und noch weniger lässt es mich kalt, wenn hierfür in der Manier grober Politikschelte nach immer einfacheren Ursachen und Schuldigen gesucht wird. Es besorgt mich im Innersten, dass sich mittlerweile ein Fünftel der Wahlberechtigten in unserem Land mit rechtspopulistischen Parolen zufriedengibt. „Ich lebe nicht für mich selber“: daher blicke ich nicht nur auf mein Land, sondern sehe mit Ernüchterung, wie langsam nach wie vor bei uns das Bewusstsein für die Lebensbedingungen der Menschen in jenen Ländern unseres Planeten wächst, die für unseren Wohlstand arbeiten.

Als Christ unterstütze ich daher das von vielen kirchlichen Organisationen, Umweltinitiativen und unseren Gewerkschaften mitgetragene Lieferkettengesetz. Denn ich bin ein Teil dieser Kette und ich möchte wenigstens einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Menschen vor Ausbeutung und unwürdigen Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt geschützt werden. Es reicht eben nicht, wenn Konzerne zwar in meinem Land eine gute Ökobilanz ausweisen, ihre Produkte aber anderswo auf der Welt ohne Rücksicht auf Umwelt und Mensch produzieren lassen. Für mich zählt (siehe Paulus) maßgeblich das schwächste Glied. „Ich lebe nicht für mich selber“: aus diesem Grund gilt mein Dank schließlich all jenen, die bei vergleichsweise geringem Lohn im Sozial- und Pflegebereich Großartiges für das Wohl von Mensch und Gesellschaft leisten. Ich setze mich für im Rahmen der KAB dafür ein, dass diese Menschen, die für das Wohlergehen der anderen schuften, nicht in Altersarmut geraten dürfen.

Kurzum: Christinnen und Christen sollten in jedem Fall zu denen gehören, die in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen denken und leben. Sie sind ein wichtiger Teil der von Jesus gestifteten „Lieferkette“ eines gelingenden, eines Lebens in Fülle.

Stefan Eirich, Bundespräses der KAB Deutschlands