Das finnische Modellprojekt wendet sich an 2.000 Menschen ohne Arbeit, um das Sozialsystem zu entlasten. Jeder der zufällig ausgewählten Arbeitslosen erhält seit dem 1. Januar 2017 jeden Monat 560 Euro vom Staat. Das steuerfreie Grundeinkommen wird auch dann weitergezahlt und nicht versteuert, wenn der Betroffene Arbeit hat und zusätzlich Lohn erhält. "Durch diesen Ansatz werden Arbeitslose unter Verdacht gestellt, dass sie nicht arbeiten wollen. Dies ist aber nicht der Fall", so Luttmer-Bensmann. Er verweist auf Studien, in denen über achtzig Prozent der Befragten erklären, dass sie auch mit einem ausreichenden Grundeinkommen weiterarbeiten wollen. "Das Grundeinkommen soll nicht Menschen in Jobs bringen, sondern den Menschen mehr Sicherheit im Job, mehr Eigenständigkeit in der Wahl der Arbeit und soziale Freiheit ermöglichen", so der Vorsitzende des katholischen Sozialverbandes.
Die KAB Deutschlands setzt sich seit Jahrzehnten für die Einführung eines Grundeinkommens ein. Ausgehend vom christlichen Menschenbild hat jeder Mensch ein Recht auf eine eigenständige Existenzsicherung, die ihm Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht.
Kritik übt der Vorsitzende des katholischen Sozialverbandes auch an dem Ziel, das Sozialsystem zu vereinfachen. Das finnische Sozialversicherungsinstitut Kela hofft mit dem Testballon auf nationaler Ebene weniger Verwaltungsaufwand zu erreichen. "Weniger Bürokratie heißt nicht, mehr soziale Gerechtigkeit. Ein Grundeinkommen kann nicht die sozialen Probleme lösen. Vielmehr kann mit einem bedingungslosen Grundeinkommen die Dominanz der Erwerbsarbeit ab- und alle anderen gesellschaftlichen Arbeiten aufgewertet und somit allen Menschen Teilhabe an der menschlichen Arbeit ermöglicht werden", betont Luttmer-Bensmann.